Der Bus nach Kinlochewe fährt spätnachmittags und so nutze ich den Tag noch für ein wenig Bummeln in der Innenstadt, den Ness Islands und erledige letzte Einkäufe für die kommenden Tage.
Um 17:20 Uhr geht es pünktlich mit WesterBus Richtung Norden. Über den Firth of Moray durch kleinere Dörfer und auf immer schmaleren Straßen sind wir schließlich auf den berühmten Single Track Roads durch einsame und landschaftlich umwerfend schöne Gegenden unterwegs. Nachdem ich auf dem WHW ja nicht unbedingt „jenseits der Zivilisation“ unterwegs war, freue ich mich sehr auf die kommenden Tage.
Um 19:00 Uhr spuckt mich der Bus am Hotel in Kinlochewe aus und da das Örtchen gefühlt nur aus drei Häusern besteht, mache ich mich direkt auf den Weg an die nördliche Seite des Loch Maree. Ich möchte heute bis zum Lochan Fada laufen und dort übernachten. Da es abends sehr lange hell ist, ist das auch kein Problem. Der Weg am Loch Maree entlang ist unproblematisch und ich erreiche relativ zügig die kleine Brücke, hinter es rechts entlang eines Baches hinaufgeht. Nach ein paar Metern drehe ich mich um, der Ausblick auf Loch Maree ist wunderschön. Ich habe nur eine Kompaktkamera dabei und kann in der Dämmerung leider keine guten Bilder machen. Also weiter.
Wenig später erwische ich einen lockeren Stein und rutsche ab. Ich schaffe es nicht, den Fuß zu entlasten, er verdreht sich und es macht ein hässliches Geräusch, gefolgt von einem stechenden Schmerz, der mir durchs Bein schießt. Erstmal hinsetzen. Jede Bewegung des Beins tut weh. Schuh aus, den Fuß erstmal in den Bach hängen, kühlen. Warten, nachdenken, hoffen. Aber es tut sich nicht viel. Immerhin, ich kann unter Schmerzen ganz vorsichtig alle Zehen bewegen und auch das Fußgelenk lässt sich in alle Richtungen drehen. Scheiße. Was nun? Weiter Richtung Lochan Fada? Aber was soll das bringen? Also zurück Richtung Kinlochewe und hoffen, dass das Hotel noch auf hat. Es dauert seine Zeit bis ich wieder im Ort bin, aber da ist mittlerweile alles geschlossen. An der Bushaltestelle setze ich mich erstmal hin und werfe einen Blick in meine Karten. Ich humple entlang der Hauptstraße weiter in Richtung der kostenlosen „Beinn Eighe Campsite“ – vorbei an zwei Campingplätzen, deren Rezeptionen mittlerweile aber geschlossen und auf denen Zelte unerwünscht sind…
Vielleicht habt ihr euch schon gefragt, warum sich im Menü des Blogs kein separater Eintrag für den Letterewe Wilderness Walk findet… vielleicht ahnt ihr jetzt ja schon, warum das so ist…
Zelt aufstellen, im Toilettenhäuschen den Knöchel nochmal kühlen und dann schauen, wie es morgen aussieht.
Die Schwellung am Knöchel ist am Morgen zwar ein wenig zurückgegangen, aber ich glaube kaum, dass die für sechs Tage geplante Rundwanderung damit zu machen ist. Im Gegensatz zum WHW ist da draussen abgesehen von viel Natur sonst nix. Scheiße. Schweren Herzens heißt das wohl, dass der zweite Teil des Urlaubs ins Wasser fällt. Ich bleibe also heute hier und fahre morgen wieder zurück nach Inverness.
Nach dem Nachspannen der Zeltleinen mache ich mir erstmal Tee. Dabei fällt mir auf, dass ich auf beiden Händen 10 – 20 kleine dunkle Punkte habe, die sich bewegen. Zecken! So viele habe ich im Leben noch nie gesehen. Ich streife die ganzen Viecher ein paar Meter vom Zelt hastig ab und fahre direkt neben dem Zelt mit der Hand durchs Gras… wieder drei oder vier Stück erwischt. Ich muss hier weg. Hastig die Sachen eingepackt und zur Bushaltestelle gehumpelt. Da habe ich dann erstmal meine Sachen ausgebreitet und alles soweit möglich von den Viechern befreit. Ich habe im gesamten Urlaub keine einzige Zecke gesehen und hier ist es als sei ich in einen Ameisenhaufen gelatscht. Unglaublich.
Ich checke im Bunkhouse des Hotels ein.
Am nächsten Tag geht es mit dem Bus deprimiert wieder zurück nach Inverness. Im Hostel gibt es ein großes Hallo, weil natürlich keiner damit gerechnet hatte, dass ich so schnell schon wieder auftauchen würde.
Ein Arztbesuch steht an, es wird geröntgt und zum Glück ist nichts gebrochen. Glück im Unglück. Meine Entscheidung, die Tour abzubrechen war richtig, ich bekomme Schmerzmittel und Ruhe verordnet. Immerhin kann ich irgendwann wieder laufen und nutze die Zeit für kurze Ausflüge zum River Ness. Dort habe ich zum ersten Mal Leute beim Fliegenfischen gesehen und mich mit ihnen unterhalten. Superinteressante Art zu Fischen. Ganz anders als ich das von den Kanälen um Datteln herum so kenne. Man ist sehr aktiv und die Wurftechnik ist komplett anders als beim „normalen“ Fischen.
Irgendwann ging es dann nach Glasgow zurück, wo ich noch zweieinhalb Tage Aufenthalt eingeplant hatte und anschließend zurück nach Deutschland. So schnell sind vier Wochen Urlaub leider auch schon wieder vorbei.
Fazit
Trotz des Unfalls und aller Dummheiten bei der Planung zumindest des ersten Urlaubsteils hat es mir Richtig Spaß gemacht, mit Zelt und Rucksack unterwegs zu sein. Die gemachten Erfahrungen werden sicherlich in der Zukunft dazu beitragen, Ausrüstung und Rucksackgewicht zu reduzieren. Wandern gefällt mir sehr und so wird es sicherlich nicht der letzte Urlaub gewesen sein, den ich auf diese Art und Weise verbracht habe. Und Schottland hat mir auch sehr gut gefallen, ich bin sicherlich nicht zum letzten Mal hiergewesen!
The bus to Kinlochewe departs in the late afternoon and I spend the day at the city centre, visit Ness Islands and resupply food.
At twenty past five pm WesterBus leaves Inverness. Firth of Moray, small villages and great landscape pass by. Broad streets turn into single track roads. While the West Highland Way had nothing to do with walking in wilderness I was really looking forward to experience the remote scenery the Wester Ross area is known for.
Kinlochewe consists of some houses, a hotel and some caravan parks. That’s it. That’s all. It is about seven o’clock pm and I start walking along the northern shore of Loch Maree. Lochan Fada is where I intend to stay tonight. The path is easy and a small bridge is reached soon. A little stream is coming down a hill and I head right in order to follow that stream. I turn around. The view is overwhelming. Unfortunately I have a compact camera only and taking pictures at dusk is nearly impossible.
Shortly afterwards I stepped on a loose stone and slip. I am not able to reduce pressure on that foot. The foot finally twists, I hear a nasty sound and a sharp pain shoots through my foot and leg. F*ck! I am shocked, turn off the rucksack and sit down. Every slight movement of the foot is painful. I remove the boot and put my foot into the cool water. After a while I start checking if I am able to move my toes and flex the foot. Thankfully it is possible so there are chances that nothing is broken.
What to do next? Continue north to Lochan Fada? Finally I got up, turned round and started limping back to Kinlochewe. It was late when I arrived in Kinlochewe in the dark. I had a break at the bus stop and checked my map. Passing two caravan sites where tents were not welcome and reception was closed I finally made it to the free „Beinn Eighe Campsite“.
Well, maybe you already asked yourself why the Letterewe Wilderness Walk did not appear at the menu of the blog… maybe now you can imagine why…
I pitched the tent, tried to cool the ankle at the toilet house and finally passed out. Hopefully things would turn positive in the morning.
Although the swelling receded a bit it did not seem very wise to stick to the plan and continue walking for six days in remote hills. It was hard to realize that the holiday was finished at this point. The next bus service will be tomorrow so all I could do was stay here and return to Inverness the next day.
I readjusted the lines of the tent and cooked water for tea and breakfast. At some point I realized I had some small dark dots on my hands and arms that were moving. Ticks! Oh no! They are a pain in the ass and I had maybe ten to twenty on my hands and forearms. I removed them in some distance to the tent which fortunately is not a big deal as long as they are still moving. I put one of my hands on the grass next to the tent and again, three or four of them. I had to move. Quickly. So I packed up and limped back to the bus stop where I spread my gear and tried to remove as many of them as possible. There was not a single tick since I started the holiday and now it felt like stepping into an anthill. Unbelievable.
I checked in at the Bunkhouse of the hotel.
Next day WesterBus took me back to Inverness – I was a little bit depressed.
People at the Hostel did not expect me to be back so there was a big „Hello!“ when I returned.
I visited the doctor who X-rayed the ankle and I was happy nothing was broken. Could have been worse. Pain and inflammation killers were prescribed as well as rest. It took some until I could finally walk again. I stayed at the hostel and regularly visited River Ness and Ness islands. For the first time ion my life I saw people fly fishing and chatted with some of them. What an amazing way of fishing. When I thought of fishing it was the typical „cast the bait, sit down and wait“ I was used to from local canals at home. This was a completely different, very active way of fishing and casting.
Well, time goes by and finally I had to leave Inverness to get back to Glasgow.
After two days in Glasgow I flew back home. Four weeks have passed by very quick.
I have to say that despite I did my ankle and the second half of the holiday has been unpleasant I really enjoyed this holiday very much. Many things have not been perfect but it was my first time walking. I gained experience and will adjust things like gear selection and pack weight and benefit from that in the future. I like walking very much and Scotland of course. I am sure I’ll come back soon!